Dr. Carla Cordin
Ich arbeite für den ETH-Rat – das strategische Führungs- und Aufsichtsorgan für die beiden technischen Hochschulen ETH Zürich und EPFL, sowie für weitere Forschungsanstalten. Im Stabsbereich Wissenschaft bin ich in die Erarbeitung von Strategien und Entscheidungsgrundlagen für den ETH-Rat involviert und koordiniere an der Schnittstelle zu Bundesbern wissenschaftliche und wissenschaftspolitische Stellungnahmen der Institutionen des ETH-Bereichs. Vor meiner Anstellung beim ETH-Rat habe ich als wissenschaftliche Politikstipendiatin für die Parlamentsdienste des National- und Ständerats gearbeitet und die Kommissionssitzungen der Umwelt- und Energiekommissionen begleitet. Während des Masters habe ich ausserdem das Lehrdiplom Geschichte und Russisch für die Gymnasialstufe an der FHNW abgeschlossen und diverse Vertretungen übernommen.
Interview mit Dr. Carla Cordin
Welche Aspekte haben Dir im Rückblick auf deine Studienzeit besonders gefallen oder sind Dir nachhaltig in Erinnerung geblieben?
Insgesamt habe ich ab 2005 über zehn Jahre an der Universität Basel verbracht – nach einem Bachelor in Osteuropa-Studien und einem Master in Geschichte und Russistik reichte ich 2016 meine Doktorarbeit in osteuropäischer Geschichte ein. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die intensiven Seminarveranstaltungen zu Spezialthemen der russischen Literatur oder Sprache im kleinen Kreis am Nadelberg und die zahlreichen Auslandaufenthalte in Russland und in den USA; einerseits zum Erlernen des Russischen, andererseits – während des Doktorats – für ausgiebige Archivrecherchen. Ebenfalls unvergesslich sind die Kolloquiumsabende am «Histi» mit Vorträgen von Historikerinnen und Historikern aus aller Welt und die ebenso spannenden anschliessenden gemeinsamen Abendessen.
Welche spezifischen Fähigkeiten oder Kenntnisse, die Du während Deines Studiums erworben hast, waren besonders nützlich oder relevant für Deinen beruflichen Werdegang?
Das geisteswissenschaftliche Studium an der Universität Basel hat mich in vielerlei Hinsicht hervorragend auf meine weitere berufliche Laufbahn vorbereitet. Besonders nützlich waren und sind die Fähigkeit zum raschen Analysieren komplexer Sachverhalte, das adressatengerechte, stilsichere Verfassen schriftlicher Texte auf Deutsch, aber auch auf Englisch und die Übung im selbstverantwortlichen Arbeiten. Viele zentrale Aspekte des Geschichts- und Sprachstudiums sind bis heute unverzichtbar in der täglichen Arbeit, so z.B. Quellenkritik und Recherchekompetenzen.
Welche Ratschläge würdest Du Studienanfänger:innen geben, um ihr Studium erfolgreich zu gestalten und sich auf den Berufseinstieg vorzubereiten?
Zentral für einen gelungenen Berufseinstieg ist meiner Erfahrung nach die Haltung, mit der das Studium absolviert worden ist. Nur wenn osteuropäische Geschichte oder Slavistik mit vollem Engagement studiert wird, wenn in die Tiefe gearbeitet wird und die Begeisterung für die vielfältigen Themen der Fächer das Leitmotiv ist, werden die angesprochenen Kompetenzen auch tatsächlich ausgebildet. Mein Ratschlag wäre deshalb, vollen Einsatz zu geben, alles mitzunehmen und die tollen Möglichkeiten zu nutzen, die das Studium mit sich bringen – dies gilt auch für die Auslandsaufenthalte oder die Chance, als Hiwi zu arbeiten oder ein Tutorat zu übernehmen.
Warum hast Du dich für ein Studium mit Schwerpunkt auf Osteuropa an der Universität Basel entschieden und wie hat sich diese Entscheidung auf Deinen beruflichen Werdegang ausgewirkt?
Der Entscheid für die Osteuropa-Studien ist rein interessenbasiert gefallen. Russische Klassiker fand ich toll, die russische Geschichte – vom Zarenreich über die Sowjetzeit bis in die 90er-Jahre – eindrücklich und spannend. Dass auch Einblicke in Wirtschaft- und Gesellschaftswissenschaften Teil des Studiums waren und dass dies alles in der schönen Stadt Basel stattfindet, hat schliesslich den Ausschlag gegeben. Die Spezialisierung auf den osteuropäischen Raum ist in meiner aktuellen Anstellung keine zwingende Voraussetzung, hat aber auch schon interessante Türen geöffnet. Zum Schluss des Doktorats durfte ich mithelfen, URIS – Ukrainian Research in Switzerland – aufzubauen und im Rahmen meiner Anstellung bei den Parlamentsdiensten konnte ich die Reise des Nationalratspräsidenten nach Russland begleiten.
Das Interview fand im April 2024 statt