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Der andere Sozrealismus: Narrative Modelle der sowjetischen Literatur zwischen 1928 und 1953

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Dr. Gunnar Lenz publiziert seine Studie zu narrativen Modellen der sowjetischen Literatur zwischen 1928 und 1953 im Böhlau-Verlag.

Die Etablierung sinnstiftender Narrative gehörte zu den zentralen, politisch verordneten Aufgaben der sowjetischen Literatur der Stalinzeit. Im Gegensatz zur Instrumentalisierung der Literatur wurde in der Forschung zum Sozrealismus deshalb Texten, die sich weder als klassische Vertreter einer staatlich gelenkten Literatur noch als ihr Gegenentwurf lesen lassen, bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dieser andere Sozrealismus aber ist für die Narrative der Stalinzeit besonders relevant. In vielen der in dieser Studie untersuchten Werke lässt sich eine erstaunliche Spannbreite unterschiedlicher Textstrategien zwischen Anpassung und Subversion beobachten, die Bruchstellen und Widersprüche in den Narrativen der Stalinzeit sichtbar machen. Auch werden die diachronen Unterschiede zwischen den Narrativen des ersten Fünfjahresplans, der 30er Jahre und der Nachkriegszeit stärker in den Mittelpunkt gerückt. Insgesamt ergibt sich das Bild einer Literatur, die – teils ungewollt – ein deutlich feineres Sensorium für die kulturellen und sozialen Spannungen ihrer Gegenwart hatte, als ihr dies bisher zugetraut wurde.

Gunnar Lenz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Slavischen Seminar an der Universität Basel.

Lenz, Gunnar (2022). Der andere Sozrealismus. Narrative Modelle der sowjetischen Literatur zwischen 1928 und 1953. Köln: Böhlau Verlag.

Das Buch ist gebunden und als PDF im Open-Access-Format auf der Verlagswebseite erhältlich.