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Anne Hasselmann erhält Nachwuchspreis 2022 der SAGW

Bild Anne Hasselmann

Das Departement Geschichte gratuliert Anne Hasselmann ganz herzlich zu diesem Preis!

Das Departement Geschichte gratuliert Anne Hasselmann ganz herzlich zu diesem Preis!

Die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) zeichnet jedes Jahr drei herausragende wissenschaftliche Aufsätze mit dem Nachwuchspreis aus. Die Aufsätze 2022 untersuchen den Einfluss von Medien auf politische Einstellungen, das Verständnis von Mensch und Umwelt in der Sowjetunion sowie mathematische Fähigkeiten bei Kleinkindern.

Silber gewinnen die Historikerin Anne Hasselmann (Historisches Museum Basel) und der Historiker Felix Frey (Universität Bern).

Zum Aufsatz von Hasselmann/Frey:

Das sowjetische Verständnis von Mensch und Umwelt in der Nachkriegszeit 

1946 eröffnete das Regionalmuseum in Tscheljabinsk eine Ausstellung zur Rolle der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg, dem sogenannten «Great Patriotic War». Dabei standen nicht etwa menschliche Leistungen im Zentrum, sondern die Bodenschätze der südlichen Uralregion: Mineralien und Metalle, so wurde suggeriert, waren als kriegsrelevante Objekte am sowjetischen Sieg beteiligt. Die Ausstellung spannte den Bogen von der prähistorischen Entstehung dieser Bodenschätze über ihr zeitgenössisches Vorkommen in der Region bis zu ihrer Bedeutung für den sowjetischen Sieg. Damit verknüpfte sie einerseits geologische mit historischen Entwicklungen, andererseits die regionale mit der nationalen Ebene.

Felix Frey und Anne E. Hasselmann zeichnen in ihrer historischen Analyse eindrücklich nach, wie sich die Ausstellung in Tscheljabinsk sowohl in das internationale wie auch ins spezifisch sowjetische Verständnis von Mensch und Umwelt einordnete: Indem sie den Bodenschätzen die Hauptrolle gab, zeigte sie auf, wie Umweltfaktoren menschliches Handeln gleichzeitig ermöglichen und beschränken. Dies entsprach einem damals international verbreiteten Verständnis in den Geowissenschaften. Zugleich betonte die Ausstellung, dass erst der «neue sowjetische Mensch» die Bodenschätze aus ihrem Schlummer geweckt und ihnen einen Nutzen verliehen habe. So schrieb sie dem Menschen die dominierende Rolle im Spiel mit der Natur zu und entsprach dem geforderten patriotischen Narrativ.

Frey, Felix und Anne E. Hasselmann (2021): Stones at War, The Chelyabinsk War Exhibition of 1946 and Soviet Environmental Thought, in: Environmental History 26,3, S. 533–554. https://doi.org/10.1093/envhis/emab021