Alte Universität, Rheinsprung 9, Hörsaal -101
Ringvorlesung: „Mama sagte“. Mütter-Sprachen, Mehrsprachigkeit und Poetiken der Erinnerung in der russophonen Gegenwartslyrik
mama sagte im wäldchen
wurmläusige pilzchen kornblümchen
ojfon zajge mir pilder
von vologda gebiet
ich werde anschauen mich erinnern
gedichte über die heimat schreiben
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мама говорила в лесочке/швивые грибочки василëчки/ойфон покожи мне кортинки/про вологодчину/буду смотреть вспоминать/стихи про родину писать
(Ekaterina Sokolova, 2015)
Im Fokus des Vortrags stehen Figurationen von Mutter-Sprachen in den russophonen Gegenwartslyrik, in den Texten russisch- und/oder mehrsprachiger Dichter:innen aus der Ukraine (Aleksandr Averbuch) , Belarus (Tanya Skarynkina) und Russland (Ekaterina Sokolova). Meine Diskussion wird den vielfältigen Funktionen literarischer Mehrsprachigkeit gelten, wobei ich sie v.a. als eine eigenständige Form der Mnemotechnik verstanden wissen will, bei der die multilinguale Sprachen der Mutter als Archive fungieren, in dem die Erinnerungen an die Ereignisse des 20. Jahrhunderts gespeichert werden.
Prof. Dr. Miriam Finkelstein ist seit 2024 Professorin für Slavische Literaturen und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Sie studierte und promovierte in München, ihre Dissertation trägt den Titel «Im Namen der Schwester. Studien zur Rezeption der Regentin Sof'ja Alekseevna bei Katharina der Großen, Evdokija Rostopčina und Marina Cvetaeva».
Ihre Beschäftigung mit dem Fokus Exil und Migration in den slavischen Literaturen des 20. und 21. Jahrhunderts, sowie mit Sprachwechsel, Translingualität und Mehrsprachigkeit hat sich in Publikationen niedergeschlagen zur russisch-translingualen Gegenwartliteratur, zu postkolonialen Narrativen in der russo-amerikanischen Literatur, zum sowjetischen Kolonialismus u.Ä.
Weitere Informationen zum gesamten Programm der Ringvorlesung finden Sie hier.
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